Was geschah eigentlich damals im Jahre 1919 mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in Berlin? Ich hörte von diesem einen Buch, dass die Geschichte um den Tod der beiden besonders gut vermittelte und dabei vielmehr die Eigenschaft eines Krimis besitzen sollte, als die einer historischen Abhandlung.

 

Konnte es denn spannend werden? Die Fakten waren doch gesetzt. Meine Neugier war geweckt, doch schon nach 30 Seiten schien der Hergang der Tötungen Liebknechts und Luxemburgs klar. Was sollte auf den nächsten einhundertfünfzig Seiten folgen? Ich war überrascht, denn das was folgte, glich tatsächlich einem Krimi.

 

Dass Lug und Betrug sowie skrupellose Alleingänge in der Politik keine neumodischen Erfindungen sind, war auch mir klar, aber was Klaus Gietinger im Fall Luxemburg in jahrelanger, mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen und belegt hat, warf für mich immer wieder nur eine Frage auf. „Wo bleibt denn da die Gerechtigkeit?“

 

Es bewahrheitete sich mir einmal mehr der Ausspruch, dass Recht haben und Recht bekommen sowieso zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind und dass man eigentlich nur frei von jeglicher Moral an der richtigen Stelle die Fäden ziehen muss, um seine Interessen durchzusetzen. Kopfschüttelnd las ich darüber wie dummdreist sich die Justiz hat vorführen lassen beziehungsweise sich teilweise selbst vorgeführt hat.

 

Wenn ich schreibe, dass es sich im Fall Luxemburg / Liebknecht nicht um standrechtliche Erschießungen handelte, sondern um Mord, dann verrate ich nicht viel Neues, nehme dem Buch aber auch keine wichtigen Elemente voraus.  Denn wer war der Mörder?

 

Gietinger schreibt über die Entwicklungen von 1919 bis ins Jahr 1970. Immer wieder ist politische Bewegung in diesem Thema.

 

Das Interessante, Spannende, Fesselnde dieses Buches ist für mich, wie Gietinger den Mörder und die Verantwortlichen entlarvt. Wie er die unfassbar schlampigen Ermittlungen aufzeigt und nachweist, wie Schriftverkehr mutwillig verschleppt wurde.

 

Wie konnten hochkarätige Politiker, Militärs und Juristen die Verdächtigen ungestraft schützen, ihnen neue Identitäten besorgen?

 

Antworten zu all diesen Fragen und jede Menge Detailwissen liefert dieses Buch.

"Eine Leiche im Landwehrkanal"  ist unbedingt lesenswert.

 

(Jana Engels)